Workshop am 15.11.2006 - Berufliche Integration von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung
Fast 50 Experten und Betroffene diskutieren in Kohlern bei Bozen einen Tag lang zum Thema „Berufliche Integration von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung: Teilqualifikation, Kompetenzbeschreibung, Neue Berufe – Was braucht es wirklich?“ |
Unter diesem Motto wurde am Mittwoch, dem 15. November 2006 ein ganztägiger Workshop im Umweltzentrum Uhl in Kohlern oberhalb von Bozen abgehalten. Die Veranstaltung fand im Rahmen eines ESF-Projekts statt, das die Landesabteilungen für Berufsbildung gemeinsam mit dem Institut für Sozialforschung und Demoskopie apollis und dem Arbeitskreis Eltern Behinderter durchführen. Das Projekt zur beruflichen Integration von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung setzt am neuen Lehrlingsgesetz an, das spezielle Berufsbilder für Personen mit Lernschwierigkeiten vorsieht.
Am Workshop, den der Leiter des Projektes, apollis-Direktor Hermann Atz moderierte, nahmen insgesamt fast 50 Expertinnen und Experten teil, Vetreterinnen und Vertreter der zuständigen Landesabteilungen für Berufsbildung, Arbeit und Sozialwesen, der Psychologischen Dienste und des Unternehmerverbandes, Lehrpersonen, Mitarbeiterinnen des Arbeitskreises Eltern Behinderter, Angehörige betroffener Jugendlicher sowie Vertreterinnen und Vertreter von sozialen Projekten und Institutionen.
Nach Überbringung der Grußworte von Landesrätin Lusia Gnecchi wurden am Vormittag die Ergebnisse umfassender Recherchen zu Entwicklung und Perspektiven der beruflichen Integration von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung dargestellt sowie interessante Vorschläge für „neue Berufe mit eigenständigem Berufsprofil“ präsentiert.
Einen besonderen Akzent setzte die aus Südtirol stammende Gender-Expertin Erika Pircher in ihrem Referat „Integration von Personen mit Beeinträchtigung aus Sicht des Diversity Management“. Sie zeigte dabei neue Möglichkeiten auf, wie sich Personen mit verschiedenen Arten von Benachteiligungen fruchtbringend in eine Organisation einbinden lassen. „Nicht die Unterschiede sind die Herausforderung, sondern was wir mit ihnen tun“, so ihre abschließende Botschaft. Anschließend berichteten die Sozialforscherinnen Brigitte Schnock, Marika Borsetto und Iris Maria Vinatzer von apollis über die einzelnen Module des Projektes.
Am Nachmittag erarbeiteten die Workshopteilnehmer, ausgehend von den präsentierten Ergebnissen und ihren eigenen Arbeitserfahrungen, zukunftsweisende Vorschläge und Empfehlungen zur Verbesserung der strukturellen Rahmenbedingungen und der Kooperation aller Verantwortungsträger. Um die beruflichen Chancen von Jugendlichen mit geistiger Beeinträchtigung zu verbessern und sie erfolgreich in den Arbeitsmarkt zu integrieren, sei – so die einhellige Meinung – ein ganzes Bündel von Maßnahmen notwendig, das von der finanziellen Förderung von Arbeitsplätzen, über die bessere Integration und personelle Verstärkung der Dienste bis hin zu einer entsprechende Sensibilisierung der Wirtschaft reicht. Es brauche nicht nur Geld und Gesetze, sondern auch Kreativität und die Bereitschaft zu einem „Kulturwandel“, der die Integration geistig beeinträchtigter Menschen in die Arbeitswelt nicht als Problem, sondern als Bereicherung und Chance für die jeweilige Organisation versteht.
Download Referate (Folien)
Erika Pircher |
v.r.n.l.: Iris Maria Vinatzer; Annelies Tscholl mit Maria, Altersheim Latsch; Hermann Atz |