Neue Berufsbilder für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung
Die Weiterentwicklung der Ausbildungs- und Berufschancen von Jugendlichen mit geistiger Beeinträchtigung ist ein stetes Anliegen der zuständigen Stellen der Verwaltung, der Politik, der Sozialpartner und der Interessenvertretungen. Vor allem jedoch ist sie ein zentrales Anliegen der betroffenen Familien. Das neue Lehrlingsgesetz des Landes Südtirol Nr. 2 vom 20. März 2006 sieht spezielle Berufsbilder für Personen mit Lernschwierigkeiten vor. Dadurch eröffnen sich nun weitere Perspektiven. Die Südtiroler Landesverwaltung, insbesondere die Abteilungen für Berufsbildung, haben diese Chance aufgegriffen und ein von apollis eingereichtes Forschungsprojekt unterstützt. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Eltern Behinderter konzipiert und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds kofinanziert.Im Zuge des Projektes führte das Forschungsteam umfangreiche Recherchen, Expertengespräche und Fallstudien durch und erarbeitete – begleitet von einem technisch-wissenschaftlichen Komitee – Vorschläge zu geeigneten „neuen Berufen“ für junge Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. Ziel ist sowohl die Verbesserung ihrer Chancen in Ausbildung und Beruf, als auch die Förderung ihrer Integration in den Arbeitsmarkt. Die Forschungsergebnisse wurden in einer Reihe von Arbeitsberichten und einem zusammenfassenden Abschlussbericht mit Maßnahmenvorschlägen niedergelegt.
Die Studie eröffnet interessante Ansatzpunkte zur Konzeption spezieller Lehrberufe für geistig beeinträchtigte junge Menschen. Die durchgeführten Recherchen zeigen aber auch, dass die alleinige Schaffung „neuer Berufsbilder“ nicht ausreicht. Für den Erfolg sind entsprechende strukturelle Rahmenbedingungen notwendig, die nur durch eine gute Kooperation zu realisieren sind. Aus diesem Grund wurde im Rahmen eines Workshops versucht, die Diskussion auf einer breiten Ebene unter Einbezug von Expertinnen und Experten aus allen relevanten Bereichen anzustoßen.
Der Workshop "Berufliche Integration von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung: Teilqualifikation, Kompetenzbeschreibung, Neue Berufe – Was braucht es wirklich?" hat am 15. November 2006 in Kohlern bei Bozen stattgefunden. Teilgenommen haben Vertreterinnen und Vertreter von Schulen und Bildungseinrichtungen, sozialen Institutionen, der öffentlichen Verwaltung, Gewerkschaften und Wirtschaft, die mit der Problematik befasst sind, sowie betroffene Angehörige und andere am Thema interessierte Personen. Die Debatte hat eine Fülle von wertvollen Anregungen erbracht, die in die Maßnahmenvorschläge eingeflossen sind.
Die Vorstellung der Haupergebnisse mit Podiumsdiskussion fand am 28. September 2007, 10.30 bis 13.00 Uhr im Innenhof des Landhauses I (Palais Widmann) in Bozen unter dem Vorsitz von Ressortdirektorin Dr. Barbara Repetto statt. Am runden Tisch diskutierten Expertinnen und Experten aus den Reihen der Landesverwaltung, des Gesundheitswesens und des Arbeitskreises Eltern Behinderter und bezogen aus ihrer Sicht Stellung zu den Forschungsergebnissen. Ausgehend von den eigenen Arbeitsbereichen/-erfahrungen wurden Zukunftsperspektiven zu Ausbildung und Beschäftigung geistig beeinträchtigter Menschen entworfen, wobei der Zusammenarbeit und Vernetzung aller Beteiligten eine besondere Bedeutung zukommt.