Befragung in Privathaushalten

Die Erhebung der Wohnsituation in privaten Wohnungen soll sich auf einen urbanistisch-soziologischen Aspekt beziehen, aber auch auf die Wohnqualität und somit auf einen primär architektonischen Aspekt. Die Ergebnisse dienen als Grundlage für eine angemessene Wohnberatung und für die vorgesehene Schulung von Wohnberater/innen im Rahmen des Ausbildungsprojektes.

Methode und Umsetzung

Für die geplante Untersuchung wird eine vierstufige Vorgehensweise als optimal betrachtet:
  1. Sekundäranalyse von verfügbaren Daten zur Wohnsituation und Wohnungsqualität älterer Menschen in ganz Südtirol
  2. Typisierung der Gemeinden Südtirols in Bezug auf demografische, sozioökonomische, raumordnungs- und wohnungsbezogene Indikatoren als Grundlage der Auswahl von Mustergemeinden
  3. Urbanistisch-architektonische Analyse der Mustergemeinden
  4. Haushaltsbefragung zur Wohnqualität älterer Menschen innerhalb der Mustergemeinden

1. Sekundäranalyse verfügbarer Daten auf Landesebene

In Südtirol gibt es eine Reihe amtlicher oder öffentlich nutzbarer Datenbestände, die für die Zwecke dieser Untersuchung wertvolle Aufschlüsse liefern können. In erster Linie sind hier zu nennen:
  • Die Allgemeine Volkszählung 2001, in deren Rahmen sowohl eine Gebäude- als auch ein Wohnungszählung erfolgt ist, enthält vollständig und flächendeckend für ganz Südtirol eine Reihe wertvoller Daten über die Wohnsituation älterer Menschen.
  • Die ASTAT-Erhebung zu den Einkommens- und Vermögensverhältnissen der Haushalte in Südtirol 1998-1999 erlaubt es - anhand einer großen Stichprobe von 1.066 Familien mit 3.188 Haushaltsmitgliedern - detaillierte Angaben zur Wohnsituation mit sozioökonomischen Daten und Angaben zum Einkommen und Vermögen in Verbindung zu setzen.
  • Die Datenbank des Instituts für Sozialen Wohnbau, das mit ca. 12.000 Einheiten nicht nur einen Großteil der Sozialwohnungen verwaltet, sondern auch der bedeutendste Bauträger Südtirols im Bereich der Mietwohnungen ist, vermag eine Fülle von Informationen über Art, Lage, Alter, Größe, Ausstattung dieser Wohnungen und der zugehörigen Gebäude sowie über die jeweiligen Bewohner zu liefern.

2. Typisierung der Gemeinden Südtirols

Um die Ergebnisse der nachfolgenden Erhebungen und Befragungen richtig einordnen und gewichten zu können erfolgt als zweiter Schritt eine Typisierung aller Gemeinden Südtirols nach relevanten Indikatoren.
Dabei wird von einem Set von Indikatoren ausgegangen, die sich auf demografische, sozioökonomische, raumordnungs- und wohnungsbezogene Aspekte beziehen. Mithilfe eines zur Messung von Ähnlichkeiten geeigneten statistischen Verfahrens wie der Clusteranalyse werden homogene Klassen von Gemeindetypen gebildet, bei denen angenommen werden kann, dass sich die Situation von Senioren/innen allgemein und ihre Wohnbedingungen im Besonderen weitgehend decken.
Innerhalb jeder dieser Klassen von Gemeindetypen wird dann jeweils eine Gemeinde bewusst ausgewählt, und zwar so, dass eine optimale geografische und ethnische Streuung (also in Bezug auf die Zusammensetzung der Einwohnerschaft nach Sprachgruppen) gewährleistet ist. Durch dieses objektivierende Verfahren, das eine Weiterentwicklung der bekannten "typischen Auswahl" darstellt, ist sichergestellt, dass sich unter den Mustergemeinden größere und kleinere Siedlungen, stark urbanisierte und ländliche Gebiete, wirtschaftlich entwickelte und strukturschwache Gemeinden befinden. Darüber hinaus ist es aber auch möglich zu sagen, auf welche Teile des Landes sich die in den Mustergemeinden gewonnen Erkenntnisse jeweils übertragen lassen.

3. Urbanistisch-architektonische Analyse der Mustergemeinden

Die urbanistisch-architektonische Analyse der Mustergemeinden beruht methodisch auf einer Untersuchung der Siedlungsstruktur und der Flächennutzung, so wie sie aus den entsprechenden Fachplänen hervorgeht bzw. auf andere Weise vor Ort erhoben werden kann, etwa im Zuge einer Begehung durch Experten.
Sie identifiziert relativ homogene Siedlungszonen innerhalb des Gemeindegebietes (Ortskern, Erweiterungszonen, Handwerkerzonen, Weiler, Einzelhäuser) und ordnet ihnen typische Gebäude- und Wohnungstypen zu. Außerdem analysiert sie:
  • die Mobilitätsmöglichkeiten für ältere Menschen
  • die Versorgung mit Geschäften und Gaststätten
  • das Angebot und die Erreichbarkeit von Sozial- und Gesundheitseinrichtungen und anderen zentralen Diensten
  • die Lage der nächstgelegenen stationären Senioreneinrichtungen
  • das Vorhandsein von Begegnungsstätten und Naherholungsgebieten sowie
  • allfällige Beeinträchtigungen der Umwelt durch Immissionen von Hauptverkehrsstraßen, Industrieanlagen usw.

4. Haushaltsbefragung zur Wohnqualität älterer Menschen innerhalb der Mustergemeinden

Die letzte Stufe der Erhebung zur Wohnqualität älterer Menschen in privaten Wohnungen bildet eine Stichprobenerhebung in Form einer Haushaltsbefragung. Dafür werden in jeder der ausgewählten Mustergemeinden Haushalte nach dem Verfahren der geschichteten Zufallsstichprobe gezogen. Als Schichtungsmerkmale werden verwendet:
  • Siedlungszone
  • Größe des Seniorenhaushaltes (alleinlebend, Mehrpersonenhaushalt)
  • Alleinlebende Senioren nach Geschlecht
  • Zusammensetzung des Haushaltes (nur Senioren, Mehrgenerationenhaushalt)
  • Altersgruppe (jüngere Senioren, Hochbetagte).
Weiteres ist eine Zusatzstichprobe mit Haushalten geplant, in denen bekannter Weise Pflegebedürftige leben. Diese kann aus Datenbanken der ambulanten Pflegedienste bzw. des Sozial- und Gesundheitssprengels gewonnen werden.

Insgesamt sollen in den 6 Mustergemeinden 1.000 repräsentativ ausgewählten Seniorenhaushalte befragt werden. Dieser Stichprobenumfang entspricht einer maximalen zufallsbedingten Fehlerbandbreite von +3 Prozentpunkten bei Anteilswerten (mit einer Sicherheitswahrscheinlichkeit von 95%).
Der Vorteil einer Stichprobe dieses Umfangs liegt nicht sosehr in der hohen Genauigkeit der Gesamtergebnisse, als in der Möglichkeit, auch Aussagen auf der Ebene einzelner Gemeinden sowie für Untergruppen mit statistischer Zuverlässigkeit treffen zu können. Für die Gemeinden erhöht das die Attraktivität an der Untersuchung mitzuwirken. Der Analyse einzelner Untergruppen kommt vor allem dann Bedeutung zu, wenn es um zielgruppengenaue Aussagen in der Öffentlichkeitsarbeit oder um die Konzeption von Fördermaßnahmen geht.

Download:

 
Dt.
It.
Abschlussbericht/Rapporto finale