Kinderarmut in Südtirol
Eine empirische Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung der Situation von Ein-Eltern-Haushalten
Povertà infantile/giovanile in Provincia di Bolzano
La situazione di famiglie monogenitoriali
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Zeitraum: 2010 |
Hintergrund des Projekts
Die Plattform für Alleinerziehende vertritt die Interessen der Ein-Eltern-Haushalte, deren Anteil in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen hat. Neben Fragen der Mehrfachbelastung, der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, der pädagogischen Verantwortung und anderem, stellt sich für Alleinerziehende auch die Frage des wirtschaftlichen Auskommens oft in verschärfter Form. Aus Einkommensstatistiken und wissenschaftlichen Untersuchungen ist bekannt, dass (mehrere) Kinder ganz allgemein das Armutsrisiko erhöhen, dass dieses aber in Ein-Eltern-Haushalten nochmals ansteigt.Armut ist im modernen sozialwissenschaftlichen Verständnis nicht auf die wirtschaftliche Lage eines Haushalts reduzierbar, sondern umfasst auch andere Aspekte der sogenannten Lebenslage, insbesondere
- Wohnverhältnisse,
- Zugang zu Bildung,
- Zugang zur Gesundheitsfürsorge
- soziale Einbindung.
Ziel des Projekts
Für Südtirol gibt es nur wenige verlässliche Daten, die zudem meist nicht mehr aktuell sind. Diesem Mangel will die vorliegende Untersuchung – so gut als möglich – abhelfen, indem sie das Phänomen der Kinderarmut in Südtirol unter besonderer Berücksichtigung der Situation von Alleinerziehenden-Haushalten anhand aktueller Daten beleuchtet.Die Ergebnisse der Studie sollen dazu dienen,
- die Öffentlichkeit für das Problem zu sensibilisieren
- treffsichere soziale Unterstützungsmaßnahmen zu erarbeiten
- die Forderungen der Plattform an die Politik mit konkreten Daten belegen zu können
- den Einsatz der Plattform für das Thema Armutsbekämpfung gegenüber Mitgliedern und Partnerorganisationen sichtbar zu machen.
Anmerkungen zur Methode
Die grundlegenden Forschungsfragen dieser Studie sind:- Wie viele alleinerziehende Eltern und deren Kinder sind von Armut – in ihren verschiedenen Formen – betroffen?
- Mit welchen Schwierigkeiten und Problemen sind sie konfrontiert?
- Welche Lösungsmöglichkeiten bieten sich an?
Der Studie analysiert zunächst die amtlichen Daten aus Südtirol zur Einkommensverteilung und Armut, die Sozialleistungen an Minderjährige bzw. Alleinerziehende sowie die Anzahl von Ein-Eltern-Haushalten in Südtirol. Den zentralen Teil der Untersuchung bildet eine Sonderauswertung des sogenannten „Haushaltspanel Südtirol“ in Bezug auf verschiedene Aspekte der Lebenslage. Beim Haushaltspanel handelt sich um eine umfangreiche repräsentative Stichprobenerhebung von über 1.000 Südtiroler Haushalten, die apollis im Auftrag des WIFO der Südtiroler Handelskammer durchgeführt hat. Im letzten Teil der Studie werden Vergleiche mit den Nachbarländern Österreich und Deutschland bzw. im europäischen Kontext angestellt.
Förderung und Durchführung
Die finanziellen Mittel zur Durchführung der Studie stammen von einem Beitrag der Autonomen Region Trentino-Südtirol, Amt für Europäische Integration an die Plattform für Alleinerziehende. Diese Mittel hätten allerdings keinesfalls ausgereicht, wenn der Erstautor Tobias Troger nicht im Rahmen eines Praktikums seine Analysen gegen eine bescheidene Aufwandsentschädigung geleistet hätte und wenn das mit der Durchführung betraute Institut für Sozialforschung apollis nicht zusätzliche unbezahlte Arbeit als Eigenleistung in das Forschungsvorhaben eingebracht hätte.Das Ergebnis ist daher als gemeinsamer Beitrag aller Beteiligten zum Europäischen Jahr der Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung anzusehen. Damit verbindet sich die Hoffnung, dass die Untersuchung ihre Ziele erreicht, indem sie Anlass zu verstärkter Auseinandersetzung mit der Problematik ist und Anregungen für konkrete Maßnahmen bietet.
Vorstellung der Ergebnisse
Die Forschungsergebnisse der Studie wurden am 15.11.2010 im Rahmen einer Pressekonferenz im Kolpinghaus Bozen vorgestellt.Kontakte
Dr. Hermann Atz bei apollisSüdtiroler Plattform für Alleinerziehende