Betrieblich unterstützte Kinderbetreuung – Eckpfeiler einer familiengerechten betrieblichen Personal

(In Zusammenarbeit mit dem Kulturforum Vinschgau)

Auftraggeber: Von verschiedenen Stellen der Südtiroler Landesverwaltung unterstütztes Forschungsprojekt, finanziert mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds

Zeitraum: Ende 2003-2006


Die Kinderbetreuung ist zweifellos eines der wichtigsten Felder der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und spielt somit auch für die Beschäftigungspolitik eine nicht unbedeutende Rolle. Nur wenn Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleistet ist, kann das Ziel der EU, nämlich bis 2010 die Beschäftigungsquote der Frauen im erwerbsfähigen Alter auf 60 Prozent anzuheben, erreicht werden. Zum Zwecke der Vereinbarkeit soll Eltern eine möglichst breite Palette von individuellen Kinderbetreuungsmöglichkeiten angeboten werden, um besonders den Müttern den Wiedereinstieg ins Erwerbsleben zu ermöglichen. Auf der Grundlage des heute in Südtirol bestehenden Angebotes soll ein breit angelegtes, stark umsetzungsorientiertes Forschungsprojekt eine fundierte Orientierungshilfe in die Hand gegeben werden, wie die Betreuung von Kleinkindern optimiert werden kann.

Südtirol verfügt über ein gut ausgebautes Netz von öffentlichen und privaten Kindergärten, die von einem Großteil der Kinder zwischen 3 und 6 Jahren besucht werden. Allerdings schließen diese Kindergärten in der Regel am frühen Nachmittag, was für berufstätige Eltern eine erhebliche Beschränkung darstellt. Ähnliches gilt für die öffentlichen Schulen. Dort findet der Unterricht zumeist nur am Vormittag statt. Nur in wenigen Gemeinden finden sich Ganztagesschulen und Kindergärten mit verlängerter Öffnungszeit.
Deutlich schlechter ist das Angebot für Kleinkinder von 0 bis 3 Jahren. Es gibt nur wenige öffentliche Kinderhorte. Ergänzend dazu haben sich verschiedene Initiativen mit halb-öffentlichem oder rein privatem Status gebildet, insbesondere Tagesmütter-Genossenschaften und private Kinderhorte von Trägereinrichtungen wie „Casa Bimbo“, „Coccinella“ , „Kinderfreunde Südtirol (Brixen)“. Diese reichen aber von ihrer Kapazität und Flexibilität bei weitem nicht aus, allen Bedürfnissen gerecht zu werden. Außerdem sind sie mit erheblichen finanziellen Belastungen für die Familien verbunden.
Betriebskindergärten und andere von den jeweiligen Arbeitgebern unterstützte Betreuungsformen stecken in Südtirol noch in den Anfängen. Zwar gibt es einige interessante Ansätze, namentlich den Kindergarten am Regionalkrankenhaus Bozen und das Projekt, in einigen größeren Industriezonen des Landes betrieblich unterstützte Kinderbetreuungszentren (in räumlicher Nachbarschaft zu Mensen) für die Mitarbeiterinnen der umliegenden Betriebe einzurichten.
Doch stößt die Verwirklichung dieser und andere Projekt auf eine Reihe von Schwierigkeiten in den Bereichen:
  • rechtliche Rahmenbedingungen im Bereich der Kinderbetreuung,
  • Vorschriften der Raumordnung,
  • öffentliche Fördermöglichkeiten,
  • Finanzierbarkeit,
  • Verfügbarkeit von geeignetem Personal
  • Akzeptanz bei Arbeitgebern und Mitarbeiterinnen.
Es ist zu vermuten, dass diese Schwierigkeiten viele Interessierte davon abhält, konkrete Schritte in Richtung einer besser auf die Bedürfnisse von berufstätigen Eltern ausgerichteten Form der Kinderbetreuung zu machen.
Das vorgeschlagene Forschungsprojekt richtet sich an alle von der Frage der Kinderbetreuung direkt oder indirekt betroffenen Personengruppen und Akteure. Es soll private und öffentliche Arbeitgeber, Eltern und mögliche Anbieter/innen von Diensten bei der Konzeption und Realisierung von arbeitnehmergerechten Formen der Kinderbetreuung unterstützen und dabei eine Orientierungshilfe für Betriebe, Vereine und andere Initiativen bieten.

Auf der anderen Seite soll Gesetzgebern und Verwalter/innen eine sachlich fundierte und auf aktuellen Daten beruhende Entscheidungshilfe an die Hand gegeben werden. Letztlich will die Studie dazu beitragen, die Schüsselgruppe der erwerbstätigen jüngeren Frauen zu entlasten. Gleichzeitig bietet sich Wirtschaftstreibenden und öffentlichen Arbeitgebern dadurch die Möglichkeit, wertvolle Mitarbeiter/innen zu gewinnen und besser an den Betrieb zu binden.
Das Projekt zielt dabei konkret auf den Komplex der betrieblich unterstützten Kinderbetreuung in Südtirol ab. Wenn Betriebe Kinderbetreuungsplätze bereitstellten, wäre dies für Frauen eine große Entlastung. Es wäre für erwerbstätige Mütter und Väter sehr motivierend, wenn sie ihr Kind gleich in der Nähe gut versorgt wüssten. Darüber hinaus würden zeitaufwendige Bring- und Abholwege entfallen, wodurch Teilzeitarbeit auch für Väter attraktiver werden könnte.

Angesichts der kleinbetrieblichen Struktur der Südtiroler Wirtschaft sollen aber nicht nur die Betriebskindergärten im engeren Sinn, sondern alle Formen von betrieblich unterstützter Betreuung für Kinder bis zu 12 Jahren in Betracht gezogen werden.
Das Projekt wird mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds unterstützt.

Kontaktperson bei apollis ist Hermann Atz.

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